Ein Thema, das ich hier bis jetzt noch nicht angesprochen habe – obwohl ich ja gerne vegane Rezepte mit euch teile – ist der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Veganismus. Natürlich hätte ich diesen Artikel auch „Warum ich Veganerin geworden bin“ nennen können, aber es ist nicht mein Ziel, 100% vegan zu leben, sondern, meinen Konsum an tierischen Produkten auf ein für mich machbares Minimum zu senken. Aber weshalb denn nun?!

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1. Wegen der Tiere

Der erste und wohl offensichtlichste Grund ist ethischer Natur: Für Fleisch müssen Tiere sterben. Und da ist es mir dann auch fast schon egal, ob das Schnitzel auf deinem Teller mal so glücklich aussah wie das Schwein hier auf dem Foto oder nicht…

Kommen wir zum nächsten tierischen Produkt: Eier. Erstens legen Hennen ihre Eier nicht, damit wir sie essen können, sondern, damit daraus einmal Küken schlüpfen. Und zweitens legen männliche Küken keine Eier und setzen im Vergleich zu Masthühnern auch nur langsam Fleisch an – deshalb lohnt sich die Mast nicht und sie werden schon nach dem Schlüpfen getötet. Das betrifft übrigens alle Haltungsformen, auch Bioeier. In Deutschland werden jedes Jahr rund 50 Millionen männliche Küken entsorgt[1].

(Mittlerweile gibt es aber einige Projekte, in denen auch die männlichen Küken mit aufgezogen werden – wenn du also doch gerne Eier essen möchtest, halte nach Begriffen wie „Bruderei“ oder „Bruderhahn“ Ausschau!)

Und nun zu Milch und Milchprodukten wie Käse, Quark, Sahne, Schmand und Joghurt: um Milch zu geben, muss eine Kuh erst mal ein Kalb gebären. Auch das ist offensichtlich, viele vergessen das aber. Das Kalb wird kurz nach der Geburt also von seiner Mutter getrennt und mit sogenanntem Milchaustauscher gefüttert, während die Mutterkuh Milch für uns Menschen liefert. „Kurz nach der Geburt steigt die Milchleistung stark an, erreicht nach sieben Wochen ihr Maximum und bleibt für gut zwei Monate auf hohem Niveau. Damit sich das wiederholt, wird eine Hochleistungskuh zwei bis drei Monate, nachdem sie gekalbt hat, erneut künstlich besamt.“[2]. Das ist für die Kühe mit starken körperlichen Anstrengungen verbunden, was dazu führt, dass viele von ihnen – nett gesagt – bereits nach drei Dienstjahren die Melkbox räumen müssen[2].

2. Für die Umwelt

Wer sich vegan ernährt, “spart” jeden Tag circa 4165 Liter Wasser, eine Waldfläche von 2,8 Quadratmetern und mehr als 9 Kilo CO2-Äquivalent[3], die unter anderem für den Anbau von Viehfutter nötig sind. Wenn man das mal auf ein Jahr hochrechnet, ist das erschreckend viel und dann ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass 70-91% der gerodeten oder degradierten Regenwaldfläche für die Viehwirtschaft sind[3]. Alle, die Fisch jetzt für eine gute Alternative halten, muss ich leider auch enttäuschen, denn Fischernetze zerstören nebenbei zum Beispiel Korallenriffe und Meeresgründe[4].

Und hier noch ein spannender Fakt für die Zero Waste-Interessierten unter euch: ein Hof mit 2500 Milchkühen produziert etwa dieselbe Menge an Müll wie eine Stadt mit 411000 Einwohnern[3] – das ist mehr als meine Heimatstadt Münster!

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3. Gegen den Welthunger

Der World Food Report der UNO sagt, dass die Weltlandwirtschaft heute problemlos fast 12 Milliarden Menschen ernähren könnte. Und trotzdem verhungert alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren. 57000 Menschen sterben pro Tag an Hunger. Eine Milliarde Menschen sind permanent schwerst unterernährt[5]. Und in den nächsten Jahren könnte es noch schlimmer werden.

Was das mit deiner Ernährung zu tun hat? Um eine tierische Kalorie zu produzieren, müssen mehrere pflanzliche Kalorien eingesetzt werden. Anders gesagt: Tiere verbrauchen mehr Futter-Kalorien, als sie später als Nahrung liefern können.

Um es mal in Zahlen auszudrücken: Die Weltgetreideernte beträgt in normalen Zeiten zwei Milliarden Tonnen. Davon gehen 500 Millionen Tonnen in die Intensivernährung von Schlachtvieh[5].

Wie viel Getreide pro Kopf und Tag (direkt und indirekt, also als Viehfutter) in verschiedenen Ländern verbraucht wird, ist bisher recht unterschiedlich: „In Indien konsumiert ein Einwohner circa 400 Gramm Getreide am Tag. Hat man nur so wenig zur Verfügung, so wandelt man das Getreide wahrscheinlich nicht in tierisches Eiweiß um, sondern verzehrt es direkt. In den Vereinigten Staaten verbraucht eine Person das Vierfache: 1,6kg. 300g als Brot, Nudeln, Reis o.ä. und fast den gesamten Rest in Form von Fleisch, Eiern oder Milch.”[6].

4. Für unsere Gesundheit

Ein Thema, das mir persönlich sehr wichtig ist, sind Multiresistente Erreger. In der Massentierhaltung werden große Mengen Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionen – vor allem vorbeugend – verabreicht[7]. Diese sehr hohen Dosen führen bei den Tieren zu resistenten Keimen, welche über verschiedene Wege zu uns Menschen gelangen – leider ist man als Veganer davor auch nur bedingt geschützt, denn Tierkeime werden nicht nur direkt (also von Tier zu Mensch) übertragen, sondern geraten auch indirekt über die Gülle in die Umwelt zum Menschen[7]. Das bedeutet aber nicht, dass es sinnlos wäre, auf Fleisch zu verzichten – denn wenn immer mehr Menschen das tun, dann sinkt die Nachfrage nach Fleisch aus Massentierhaltung und die großen Unternehmen müssen reagieren.

Darüber hinaus wurde rotes und verarbeitetes Fleisch, wie zum Beispiel Würstchen und Schinken, von der WHO als krebserregend für uns Menschen eingestuft[8] – und auch hier ist Fisch nicht unbedingt eine gute bzw. gesunde Alternative: Neben polychlorierten Biphenylen, Dioxinen, Arsen, Blei und Quecksilber finden sich immer häufiger Mikroplastikpartikel in Muscheln und Fischen. Diese Schadstoffe reichern sich auch in unserem Körper an, wenn wir Meerestiere essen[4].

5. Um mal was Neues auszuprobieren

Diesen Punkt habe ich mir bewusst für das Ende des doch etwas deprimierenden Artikels aufbewahrt – denn für mich bedeutet Veganismus nicht gleich Verzicht, sondern auch eine Bereicherung. Seit ich mich damit auseinandersetze, habe ich viele neue Zutaten kennen gelernt und Rezepte ausprobiert, mich von der Küche anderer Länder inspirieren lassen und eigene Gerichte erfunden. Ganz viele alte Rezepte habe ich auch abgewandelt – zum Beispiel Omas Kuchenrezept. Und außerdem gibt es so viele schöne vegane Blogs und Kochbücher, die es sich zu lesen lohnt!

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Quellen

[1] Verbraucherzentrale

[2] Tagesspiegel Online

[3] Film “Cowspiracy

[4] Website der Organisation PeTA

[5] Bundeszentrale für politische Bildung

[6] Lester Brown in einem Interview in Tomorrow – das Buch zum Film

[7] Vortrag und Internetseite von Prof. Dr. Klaus Buchner (Europa-Abgeordneter der ÖDP)

[8] World Health Organization