Früher habe ich, wenn ich etwas in den Mülleimer geworfen habe, gar nicht lange darüber nachgedacht, was damit passiert, nachdem ich den Müllsack einmal in die blaue oder schwarze Tonne verfrachtet oder an die Straße gestellt habe. Ganze Gläser mit ranzig gewordener Nussnougatcreme landeten einfach im Restmüll, Pappverpackungen im gelben Sack und Kassenbons im Altpapier… Kommt dir das vielleicht auch bekannt vor?!

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Klar, wäre es besser, diese Sachen in ihre Einzelteile zu zerlegen und dann in den richtigen Müll zu werfen – wusstest du zum Beispiel, dass Kassenbons aus Thermopapier in den Restmüll und nicht in die Papiertonne gehören…?[1]

Aber das eigentliche Problem ist nicht, dass wir den Müll nicht gut genug trennen, sondern, dass wir viel zu viel davon produzieren. In Deutschland fielen 2016 insgesamt 18,16 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an. Das entspricht 220,5kg pro Kopf, wobei der Anteil von privaten Endverbrauchern an der Gesamtmenge nur 47% (insgesamt 8,52 Millionen Tonnen) betrug – immerhin noch 103,5 kg pro Kopf [2]. Wir schmeissen vieles einfach “weg”, ohne darüber nachzudenken, dass es ja irgendwo hin muss. Manche Dinge, wie zum Beispiel ein Coffee-To-Go-Becher, begleiten uns zehn, vielleicht zwanzig Minuten, bevor wir sie in die nächste Mülltonne werfen, ohne großartig darüber nachzudenken, was dann damit geschieht.

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Und gerade solche Verbundstoffe wie To-Go-Becher und Tetrapaks sind aufgrund der vielen Schichten mit unterschiedlichen Materialien schwierig zu recyceln [3]. Ein wenig besser sieht es da bei anderen Verpackungsarten bzw. Materialien aus. Beim Umweltbundesamt habe ich nach Recyclingquoten für Glas, Aluminium, Papier und Plastik gesucht…

  • Vergleichsweise hoch liegt diese mit 85,55% bei Glas, was aber nicht bedeutet, dass es die beste Alternative ist, ab sofort alles in Gläsern statt in Plastikverpackungen zu kaufen, denn wie Jenni von Mehr als Grünzeug vor einiger Weile in einem ihrer Blogposts feststellte: “Um Glas herzustellen, wird enorm viel Energie in Form hoher Temperaturen benötigt” und “Glas ist wesentlich schwerer als Plastik. Dementsprechend verbraucht der Transport mehr Energie.”
  • Bei Aluminium sind die Umweltbelastungen in der Herstellung sehr groß: In vielen Ländern muss z.B. Ur- und Regenwald abgeholzt werden, um an Bauxit – das Erz, aus dem Aluminium hergestellt wird – zu kommen. Bei der Herstellung von einer Tonne Aluminium entstehen außerdem bis zu vier Tonnen giftiger Rotschlamm [4]. Mit 87,9% liegt die Recyclingquote zwar noch recht hoch, aber trotzdem besteht natürlich längst nicht jede Alu-Packung aus recyceltem Aluminium!
  • Eine sogar noch höhere Recyclinquote erreichen Papier und Karton mit 88,7%, aber auch hier gibt es Probleme: zum einen belastet die Herstellung von “neuem” Papier die Umwelt, denn sie benötigt viel Holz, Energie und Wasser und kann zur Einleitung gefährlicher Chemikalien in Gewässer führen. Natürlich sind diese Belastungen bei Recyclingpapier deutlich geringer, allerdings können z.B. bei der Verpackung von Lebensmitteln Kartons aus Recyclingpapier häufig nur als “zweite” Verpackung verwendet werden. Warum? – Bestimmte Papierfabrikationshilfsstoffe, Inhaltsstoffe von Druckfarben oder Klebstoffe können sich im Recyclingkreislauf anreichern und teilweise können diese nicht entfernt werden. Bei manchen Stoffen besteht die Gefahr, dass sie aus Recyclingpapierverpackungen auf Lebensmittel übergehen. Für “besonders gefährdete Lebensmittel” ist deshalb eine Barriere in der Verpackung vorgeschrieben [5], die das Lebensmittel vom Karton trennt und z.B. aus Plastik besteht – womit wir beim nächsten Punkt wären…
  • Noch sehr viel Luft nach oben gibt es bei Kunststoffen: 49,7% beträgt dort die Quote. Gerade weil Erdöl nur begrenzt verfügbar – also kein nachwachsender Rohstoff – ist, ist das gelinde gesagt eine Katastrophe, aber dazu später mehr.

Was ich damit sagen will: wenn wir für den Kauf von Lebensmitteln, Kosmetika oder Putzmitteln jedes Mal eine neue Verpackung – die im schlechtesten Fall noch nicht mal aus recyceltem Material besteht – nehmen, fallen bei der Herstellung dieser auch jedes Mal wieder giftige Abfallprodukte an. Und auch, wenn das Material recycelt ist, muss jedes Mal wieder Energie aufgewandt werden, um aus dem Müll eine neue Verpackung herzustellen.

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Und: bei jedem verpackten Produkt, das wir kaufen, müssen wir auch davon ausgehen, dass ein Teil des Materials “verschwendet wird”, denn es ist scheinbar so, dass nicht alles, was wir mühevoll trennen, tatsächlich recycelt wird. Aber was geschieht stattdessen damit?

Was den gelben Sack angeht, habe ich in einer Doku in der BR-Mediathek folgende Antworten gefunden: „Derzeit wird der Großteil dieser Wertstoffe noch verbrannt – mit gravierenden Folgen für die Umwelt: Stickoxide, Schwermetalle, Feinstaub und Kohlendioxid werden freigesetzt“ und “560000 Tonnen Plastikabfall hat Deutschland [außerdem] im vergangenen Jahr nach China exportiert.” [6]

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Aber mal abgesehen vom Gelben Sack, Altglascontainern und Papiertonnen: Was passiert eigentlich mit dem Rest(müll)?

Der lagert teils noch auf Mülldeponien oder wird ebenfalls “thermisch verwertet”, also verbrannt. Zwar kann auf diese Weise Energie in Form von Strom oder Wärme gewonnen werden; das Verbrennen bedeutet aber nicht nur eine große Belastung für die Umwelt – wie oben bereits erwähnt – sondern auch, dass uns und zukünftigen Generationen diese Rohstoffe nicht mehr zur Verfügung stehen, was vor allem bei nicht-nachwachsenden Rohstoffen irgendwann zum Problem wird… Hier also nochmal im Klartext: Müll machen ist per Definition einfach nicht nachhaltig!

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Was wir also tun können ist, so viele Produkte wie möglich komplett ohne Verpackungen zu kaufen. Zum Einkaufen also einen eigenen Jutebeutel für den Transport und wiederverwendbare Netze für loses Obst und Gemüse mitnehmen, einen Brotbeutel mit zum Bäcker bringen oder sich das Stück Kuchen in eine eigene Brotdose legen lassen. 10 Müllvermeidungs-Tipps, die ganz leicht umzusetzen sind, habe ich zum Beispiel in diesem Artikel zusammengefasst.

Wichtig dabei ist aber, dass diese Alltagshelfer auch wirklich zum Einsatz kommen: ein Mehrwegbecher lohnt sich Material- und Energietechnisch beispielsweise erst nach etwa zwei Monaten, vorausgesetzt, man verwendet ihn täglich z.B. auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni [7].

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Quellen

[1] Ohne Wenn und Abfall, Milena Glimbovski

[2] Umweltbundesamt

[3] Deutsche Umwelthilfe

[4] Utopia

[5] Umweltbundesamt

[6] BR-Mediathek: “Raus aus dem Wegwerfwahn – wie können wir Müll vermeiden?” (Sendung nicht mehr verfügbar)

[7] Zeit