Feste Produkte sind wunderbar – sie kommen oft mit minimaler Verpackung aus, sparen Ressourcen im Transport und sind meistens sehr ergiebig. Kein Wunder, dass immer mehr feste Shampoos, Duschstücke, Gesichtsseifen und Haarspülungen in die Drogerieregale einziehen! Doch hinter den Produktbezeichnungen und Marketing-Versprechen verbirgt sich häufig etwas anderes: Das “Shampoo” von Golconda ist z.B. eine Seife, die “Gesichtsseife” von Alverde Naturschön ein Combo Bar. Wo die Unterschiede liegen, klären wir in diesem Artikel.

Festes Shampoo, Haarseife
Festes Shampoo & “Haarseife” [enthält PR-Sample von Share und i+m]

Seife

Früher wurde Seife durch Reaktion von Holzasche mit überwiegend tierischen Fetten (Talg) hergestellt. Durch die Entwicklung von künstlichem Soda – oft als “Waschsoda” bezeichnet – und den Import günstiger Öle wie beispielsweise Palmöl wurde eine Produktion in größeren Maßstäben möglich. Die Herstellung von Seife geschieht heute durch Neutralöl-Verseifung oder durch Fettsäure-Verseifung.

Neutralöl-Verseifung funktioniert wie folgt: Aus Fettmolekül und Natronlauge wird Glycerin und Seife. Durch Aussalzung werden die Phasen dann voneinander getrennt. Oft bleiben bei diesem Verfahren Reste an unverseiftem Fett im Produkt, die als “Überfettung” bezeichnet werden. Sie können rückfettend bzw. pflegend wirken. Diese traditionelle Form der Seifenherstellung wird heute seltener durchgeführt; häufiger kommt die Methode der Fettsäure-Verseifung zum Einsatz. Für dieses Verfahren werden zunächst freie Fettsäuren (durch hydrolytische Spaltung von Fetten und Ölen bei hohem Druck und hoher Temperatur) gewonnen. Anschließend erfolgt die Neutralisation der Fettsäuren mit Natronlauge oder Soda. Beispiel: Aus Palmitinsäure und Natriumcarbonat werden Natriumpalmitat und Wasser und CO₂. Da hier mit Fettsäuren und nicht mit Fetten gearbeitet wird, können auch keine Fette unverseift bleiben; es gibt also keine Überfettung. Manchen Seifen wird daher einfach noch pflanzliches Öl zugesetzt.

Ein Vorteil von Seife ist, dass sie günstig in der Herstellung ist. Nachteile von Seife sind der hautunfreundliche pH-Wert, der bei 8 bis 11 und damit im alkalischen Bereich liegt, sowie die Entstehung von “Kalkseife”. Diese bildet sich vor allem in Regionen mit “hartem Wasser”, wo Seife durch eine Reaktion mit Calcium- oder Magnesiumsalzen ihr Waschvermögen verliert. Kalkseife lagert sich nicht nur im Waschbecken oder in der Dusche ab, sondern führt vor allem beim Haarewaschen zu unerwünschten Effekten. Nach dem Waschen empfiehlt es sich daher, die Haare mit einer sauren Rinse (bestehend aus Apfelessig und Wasser) nachzuspülen.

Typische Bezeichnungen lauten zum Beispiel Sodium Palmate, Sodium Olivate oder Sodium Cocate. Manche Hersteller geben ihre Zutaten auf der Liste der Inhaltsstoffe allerdings auch separat an, wie z.B. Golconda: Neben verschiedenen Ölen wird hier Sodium Hydroxide als Bestandteil der Haarseife (auf deren Umverpackung wie anfangs erwähnt leider “Shampoo” steht) aufgeführt.

Arganöl-Seife; Sheabutter-Seife; Aktivkohle-Seife
Seifen von banyo [PR-Sample]

Syndet

Syndets sind seifenfreie Waschstücke, die sich Häufig hinter Bezeichnungen wie “festes Shampoo” oder “feste Dusche” verbergen. Der Name setzt sich aus der Bezeichnung “synthetic detergents” zusammen. Da Syndets seifenfrei sind, liegt der erste Vorteil schon auf der Hand: Bei deren Verwendung kann keine unerwünschte Kalkseife entstehen.

Syndets werden – anders als Seife – nicht gesiedet, sondern zusammengerührt und in Form gepresst. Hergestellt werden sie aus einer Mischung von Tensiden und anderen Inhaltsstoffen wie Stärke, Sheabutter, Kokosöl oder Kakaobutter. Teilweise werden auch Stoffe zum Einstellen des pH-Werts zugegeben, so wie zum Beispiel Zitronensäure bei der festen Dusche von Alverde. Und das ist bereits der zweite Vorteil von Syndets: Der pH-Wert lässt sich durch die Kombination verschiedener Tenside und die Zugabe von Stoffen wie Zitronensäure leichter einstellen als bei Seifen.

Die meisten festen Shampoos, die ein Naturkosmetik-Siegel tragen, basieren übrigens auf Sodium Coco Sulfate, das einen pH-Wert 10 bis 11 hat uns damit zunächst auch nicht hautfreundlicher ist als Seife. Als Beispiel lassen sich hierfür sämtliche festen, NaTrue-zertifizierten Produkte von Alverde anführen. Das Cosmos-Organic zertifizierte feste Shampoo von N.A.E., das es beim Rossmann gibt, enthält hingegen Potassium Lauryl Sulfate und Sodium Lauryl Sulfate. Das ebenfalls Cosmos-Organic zertifizierte feste Shampoo von Ayluna basiert hingegen auf Sodium Cocoyl Glutamate und Coco Glucoside.

In festen Shampoos von anderen Marken wird oft “Lathanol” oder Sodium Cocoyl Isethionate – kurz SCI – als Basis verwendet. Diese werden zwar oft als Naturkosmetik bezeichnet, tragen jedoch keine entsprechenden Zertifikate.

Festes Shampoo, Shampoobars
Verschiedene Shampoo-Bars [enthält PR-Sample von Share und i+m]

Combo Bar

Combo Bars sind Mischformen aus Seife und Syndet. Beispiele hierfür sind die Alverde Naturschön “Gesichtsseife”, die neben Sodium Cocoate u.a. Decyl Glucoside enthält und die Speick “Haarseife”, die neben Sodium Cocoate auch Sodium Coco Sulfate enthält. Auch bei der festen Duschpflege und der “sanften” festen Gesichtsreinigung von N.A.E. handelt es sich meiner Einschätzung nach um Combo Bars (Inhaltsstoffe: Sodium Palmate und Sodium Palm Kernalte sowie Cocoyl Methyl Glucamide). Der Begriff “sanft” in Verbindung mit Seife als Haupttensid ist jedoch allein schon aufgrund des hautunfreundlichen pH-Werts von Seife zweifelhaft.

Durch das Mischen von verseiften Ölen und anderen Tensiden können sich zwar Vorteile ergeben, was die Schaumbildung und den pH-Wert betrifft. In der (Naturkosmetik-)Praxis ist letzteres allerdings nicht immer der Fall.

Festes Shampoo, Shampoo Bars
[enthält PR-Sample von Share und i+m]

Quellen

Waschmittel. Günter Wagner, 2010 WILEY-VCH Verlag, Weinheim

NDR: Seife: Wie gut ist sie für die Haut?

Incipedia: Waschen mit hartem: Seife, Syndet & Combo Bar

Echt Kathrin: Haarseife oder festes Shampoo? Bitte nicht verwechseln!